Samstag, 12. November 2016

Und plötzlich waren es nur noch fünf

Nach einer Woche Mid-Term-Break, kam ich am Montag zurück in die Schule, wo mir dann mitgeteilt wurde, dass die Kinder aus meiner Klasse erst in der nächsten Woche wieder kommen würden. Das bedeutete für mich eine Woche in der Pre-School. In dieser Woche habe ich wieder mal gemerkt, dass hier eine ganz andere Art des Unterrichtens Normalität ist als bei uns, so besteht eine Unterrichtsstunde oftmals daraus, dass die Kinder der Lehrerin im Chor alles nachsagen (eigentlich eher schreien), und dann wieder still warten müssen bis der Unterricht vorbei ist, weil die Lehrerin keine weiteren Aufgaben für sie hat. Wer nicht still ist oder gerade auf seinem Stuhl sitzt wird nach vorne gerufen, und sie schlägt dem Kind mit einem Stock auf die Hand, welche die Kinder ihr schon entgegenhalten. Ich habe mich die ganze Woche vollkommen überfordert gefühlt, und war froh wenn der Unterricht vorbei war und ich mit den Kindern spielen konnte.
Am Mittwoch Nachmittag habe ich dann wie jede Woche, etwas mit der Pre-School gemacht. Eigentlich hatte ich vorgehabt mit ihnen Luftballontanz zumachen, doch als die Kinder die Luftballons in den Händen hielten, konnte ich ihr freudiges Geschrei kaum übertönen, sodass ich sie einfach damit spielen ließ. Das Geschrei wurde nur noch lauter, als ich die Frage "Kunganda?" ("Nach Hause?", also ob sie die Luftballons mit nach Hause nehmen dürfen) mit "Yes" beantwortete. Es ist echt schön zu sehen wie glücklich man die Kinder mit so kleinen Mitteln, wie einem Lächeln, einer Umarmung oder eben Luftballons, machen kann.
Am Wochenende freute ich mich schon am Montag endlich wieder meine eigene Klasse unterrichten zu können, doch Sr. Progress teilte mir mit, dass alle Sechstklässler ab jetzt auch vormittags zur Schule gehen. Das heißt meine Klasse besteht jetzt aus einem Mädchen aus der Grade 2, einem Jungen aus Grade 3, einem Jungen aus Grade 4, zwei Jungs aus Grade 5 und einem Jungen aus Grade 6 (er geht erst nach den  Ferien auch vormittags zur Schule). Da sie alle (sogar die zwei aus grade 5) auf einem unterschiedlichen Lernstand sind, bereite ich zur Zeit für jeden einzelnd Aufgaben vor und übe mit ihnen lesen, da das hier für eine nur aus dem raten von Wörtern besteht.  Besonders schön ist es zu sehen, dass der lernschwächste Junge meiner Klasse, total ambitioniert ist lesen zu lernen, und in jeder freien Minute zu mir kommt, damit ich ihm etwas helfen kann.
Es ist echt unglaublich, dass wir nur noch drei Wochen Schule haben, und es dann schon Ferien gibt. Ich fühle mich bis jetzt noch gar nicht weihnachtlich, obwohl ich sonst Zuhause immer die erste bin, die die Weihnachts CD einlegt, aber vielleicht kommt das ja noch, sobald ich die ersten Spekulatius esse, die meine liebe Mama mir geschickt hat. (DANKE NOCHMAL!)
Ansonsten gibt es nicht all zu viel zu berichten, aber wie immer, schreibe ich, sobald sich das ändert!


Dienstag, 1. November 2016

Dieser Moment...

...wenn man immer wieder nach Geld gefragt wird.
...wenn die Kinder ernsthaft traurig sind, wenn der Unterricht vorbei ist.
...wenn man aufgefordert wird, seine Klamotten zu verschenken.
...wenn die Kinder sofort anfangen zu strahlen, wenn man ein Foto von ihnen macht.
...wenn man eine halbe Stunde lang aneinander vorbei redet, nur weil man gegenseitig die englische Aussprache missversteht.
...wenn einem auf dem Markt, aufgrund der Hautfarbe, der Preis erhöht wird.
...wenn einem ein Schüler auf dem Weg in die Stadt begegnet, er freudestrahlend auf einen zukommt und umarmt und dann meint, dass er einen total vermisst hat.
...wenn man, während man die Wäsche aufhängt, überrascht gefragt wird ob man denn wüsse wie man Wäsche wäscht.
...wenn es zur Normalität wird, dass man Zuhause ist, bevor die Sonne untergeht.
...wenn man plötzlich über seine Unterkunft als Zuhause denkt und redet.
...wenn einem erst in aller letzter Minute von irgendwelchen Terminen erzählt wird, zu denen man plötzlich auch gehen soll.
...wenn der Mond hier andersrum ist, und man davon jedes mal fasziniert ist.
...wenn einen zwei Jungs von der Nachbarschule bis in die Stadt begleiten, obwohl sie schon viel früher hätten abbiegen müssen. Und das nur, weil sie sicher gehen wollten, dass einem nichts passiert.
...wenn die Sisters einem immer wieder sagen, wie dankbar sie sind, dass man hier ist.
...wenn einige der Kinder in der Pre-School im Unterricht einschlafen, und man sich fragt, warum sie nicht genügent Schlaf bekommen.
...wenn man vollkommen überrascht ist, als es so "kalt" ist, dass man den ganzen Tag ein Sweatshirt anhat.
...wenn man niemals alleine über das Schulgelände geht, weil immer mindestens ein Kind die Hand halten will.
...wenn man ungläubig nach draußen rennt, weil es auch endlich in Kasama die ersten Tropfen regnet.
...wenn man eine Woche lang jeden Abend im dunkeln isst, und es irgendwie schon zur Gewohnheit wird, die Kerzen anzuzünden.
...wenn man jeden Tag neue Eindrücke sammelt, die man gar nicht beschreiben kann.


(Und für Franzi: Dieser Moment, wenn einen dieser Moment an so unglaublich viel erinnert)

Mittwoch, 26. Oktober 2016

"Life is like a bag of Masuku...

...you never know what you get."

Dieser Spruch beschreibt meine letzten Tage wohl ziemlich gut.

Freitag der 21. Oktober, 9 Uhr morgens, die Kinder sitzen in der Klasse nachdem sie die Schule geputzt haben. In dieser Woche wurde in jedem Fach ein Test geschrieben und die Kinder freuen sich schon endlich den letzten in Englisch zu schreiben. Sr .Progress ist anscheinend nicht anwesend, denn ein Mädchen aus der 3rd/4th Grade ist in meiner Klasse (ich unterrichte die Kinder zusammen mit meiner Klasse, wenn Sr. Progress nicht anwesend ist). Da sie jedoch nicht den Test mitschreiben kann, muss ich sie raus schicken. Die ersten Minuten steht sie noch an der Tür, geht dann jedoch nach draußen und schaut durch das Fenster herein. Während ich die Aufgaben an die Tafel schreibe, sagen ihr die anderen Kinder immer wieder auf Englisch oder Bemba, dass die weg gehen soll. Als ich dann selbst zum Fenster gehe, sehe ich, dass sie am weinen ist. Was soll ich jetzt machen? Zum einen muss ich in der Klasse bleiben und auf die Kinder aufpassen, aber auf der anderen Seite fühle ich mich auch schuldig, weil ich nicht zu ihr rausgehe. Als ich mit Sr. Mary darüber reden will, sagt sie mir bloß, dass ich sie bestrafen soll, da sie den Unterricht gestört hat. Vollkommen verwirrt wie ich mit solchen Situationen umgehen soll, verlasse ich das Schulgelände und mache mich daran meine Sachen zu waschen, da es am nächsten Tag für mich nach Mpulungu geht. 
Überraschend pünktlich fuhren wir zu fünft (plus einen Hund auf meinem Schoß) in einem vollkommen funktionstüchtigen Auto (aus sambischer Sicht bedeutet das, keine Anschnallgurte, eine nicht funktionierende Tachoanzeige, ein Motor der nicht ausgeschaltet werden darf, weil man sonst schieben muss und eine Bremse, die nicht immer auf Anhieb das macht, was man von ihr erwartet) los. Zwischendurch laufen wir noch zwei Tüten und einen Eimer voller Masuku (eine unglaublich leckere Frucht, die wir während der gesamten Fahrt gegessen haben) und Kohle, die kurzerhand auf das Dach geladen wird. Anstatt der angekündigten zwei Stunden Fahrt kamen wir ca. vier Stunden später am Bootsanleger an. Dort haben wir (das heißt Steph, Luke, einige derer Freunde, ein paar Boarding Kids, sowie Anne und ich) alles in das Boot umgeladen und dann ging es auch schon los über den Lake Tanganjika in Richtung "Luke's Beach".
Der Strand war abgelegen und bestand aus einem hellen Sandstrand, einigen Palmen, drei Chalets und einer Art Küche. Der See war so groß, dass man das Gefühl hatte am Meer zu sein und insgesamt wirkte die ganz Kulisse vollkommen irreal.
Nachdem wir das gesamte Gepäck an Land gebracht und verstaut haben, sprangen wir erst einmal in den mehr oder weniger kühlen See. 
Am Sonntag machten Anne und ich und mit ein paar anderen auf dem Weg zu den Kalimba Falls, dazu kraxelten wir um die zwei Stunden einen Berg hoch, bis wir dann für umgerechnet 80 Cent, einen wunderschönen Wasserfall, und auf der anderen Seite der Schlucht, ein Stück Tansania beobachten konnten.  Schwimmen durften wir leider nicht, da es wohl zu gefährlich wäre. Nach einiger Zeit machten wir uns wieder an den Abstieg, wobei ich mir, tollpatschig wir ich bin, andauernd die Zehen aufschlug (Anne und ich hatten leider nur Flip-Flops dabei, weil wir damit gerechnet hatten das Wochenende  am Strand zu verbringen). 
Nach einem erfrischenden Bad im See haben wir unsere "What-we-should-always-take-with-us-Liste", (bestehend aus Regenjacke, Kerze, Feuerzeug, Taschenmesser, Desinfektionsmittel und Pflastern) um feste Schuhe erweitert.
Schließlich machten wir und auf den Weg nach Hause, wo wir müde und erschöpft in die Betten fielen.
Jetzt habe ich noch bis Sonntag Mid-Term Break und melde mich sobald es neues gibt! 

P.s.: Da Anne diesen Text für mich posten musste, folgen die Bilder sobald ich selbst wieder die Möglichkeit habe.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Aus der Sicht eines Sambiers...

...sind alle Weißen miteinander verwandt oder befreundet (oder zumindest bekannt, obwohl in Sambia kaum ein Unterschied gemacht wird, ob man bekannt oder befreundet ist).
...müssen sich Europäer nicht die Haare waschen oder kämmen und benutzen ein Wundermittel, was die Haare zum wachsen bringt.
...ist Deutsch eine wunderschöne Sprache.
...ist es unglaublich kalt, wenn es draußen um die 10°C ist.
...kann man perfekt Bemba sprechen, nur weil man sie auf ihrer Sprache mit "Muli shani!" begrüßt, woraufhin man dann auf Bemba zugetextet wird.
...gibt es in Europa keine Armut (natürlich gibt es dort im Gegensatz zu Sambia wahrscheinlich so gut wie keine Armut, das will ich damit nicht sagen!).
...ist es vollkommen unverständlich, wenn man sich in den Schatten eines Baumes setzt, um das schöne Wetter zu genießen (Ich solle doch lieber drinnen bleiben, bevor ich noch einen Sonnenbrand bekomme!).
...ist es total gefährlich, wenn man barfuß über das Schulgelände läuft, obwohl alle Kinder das auch machen.
...ist es total normal nicht "Gesundheit!" (bzw. "Bless you") zu sagen, wenn jemand niest.
...ist weiße Haut etwas unglaublich schönes und beneidenswertes, ganz im Gegensatz zu deren eigener Haut.


...ist alles anders, nicht schöner und auch nicht schlechter, einfach anders.



Montag, 10. Oktober 2016

Back in town

Letzte Woche Donnerstag ging es für mich dann wieder in die Schule, wo die Kinder total aufgeregt zu mir kamen und mich fragten, wo ich denn die letzten Tage war. Es ist echt schön zu wissen, dass man mittlerweile auch von den Kindern als Bezugsperson gesehen wird und nicht nur das Gefühl vermittelt bekommt, eine weitere Freiwillige zu sein, die nach einem Jahr wieder verschwindet.
Am Freitag ist bei uns immer spielen (besonders beliebt ist "Hangman" auf verschiedenen Sprachen) oder basteln angesagt, sodass ich diesmal mit den Kindern Pompoms gebastelt habe. Die erste Herausforderung war es, den kleineren Kreis in der Mitte auszuschneiden, ohne den äußeren Ring durchzuschneiden, sodass die Kinder nach einer kurzen Phase der Verzweiflung zu mir kamen, mir alle ihre Schere und den Kreis hinhielten und "Madamme help me" riefen. Nachdem ich ihnen gezeigt hatte, dass sie bloß den Kreis einmal knicken brauchen, waren sie schon etwas überrascht wie einfach das geht. Als es dann daran ging die Wolle zu verteilen, wurde ich von den Kindern fast umgerannt, die alle gleichzeitig auf mich einredeten "Madamme give me", "My turn madamme" oder "Madamme please".  Die Kindern hatten einen unglaublichen Spaß daran, den Ring aus Pappe mit Wolle zu umwickeln und machten ganz schön große Augen, als am Ende ein Pompom entstand, als wir dann den Ring aus Wolle aufschnitten.
Als ich dann am Montag auf das Schulgelände kam, sah ich wie die Lehrerin der Pre-School, Madame Lucy, einen kleinen Jungen zu sich gewunken hat und ihn mit der flachen Hand auf den Kopf schlug. Instinktiv zog ich den Kopf ein und rannte zu dem Jungen, um zu sehen ob alles in Ordnung war, aber dieser zeigte gar keine Reaktion. Madame Lucy erzählte mir, dass er gespielt hatte, obwohl er einfach still an der Wand stehen sollte, während alle seine Freunde am spielen waren. Ich war vollkommen entsetzt über ihre Reaktion, und mit welcher Gleichgültigkeit sie die Situation abtat.
In meinem Klassenraum blicken mir anstatt den normalerweise ca. 11, plötzlich 20 Kinder entgegen, die ab jetzt wie selbstverständlich in meiner Klasse sind, ohne dass ich darüber informiert wurde.
Obwohl es ungewohnt laut war, da die Kinder normalerweise zumindest größtenteils leise sind und auf ihren Plätzen sitzen bleiben, haben die Kinder alle im Unterricht mitgearbeitet und die Aufgaben erledigt. Besonders schön war es, als das lernschwächste Kind meiner Klasse in Mathematik alles richtig hatte und mich dann sogar nach noch mehr Aufgaben gefragt hat. Da hat man dann doch mal das Gefühl, dass man den Kindern wirklich was beibringt.
Nicht so schön war es allerdings, als Sr Mary wie jeden Tag in die Klasse kam um nach dem Rechten zu sehen, da sie mir vor den Kindern zu verstehen gab, dass ich strenger zu ihnen sein muss (obwohl es meiner Meinung nach viel wichtiger ist, dass die Kinder überhaupt dem Unterricht folgen, als dass sie kerzengerade auf ihren Stühlen sitzen), wodurch ich mich in meiner Autorität gegenüber den Schülern schon etwas gekränkt gefühlt habe. Mittlerweile habe ich die Kinder nämlich so weit, dass sie spätestens dann leise sind und sich auf ihre Plätze setzen, wenn ich sie darum bitte, und zwar ohne ihnen mit einer Strafe zu drohen. Sr Mary schaute mich total ernst an und meinte "You have to punish them" und hob dabei ihre Hand, als ob sie jemanden schlagen wollen würde. Ich war in diesem Moment schon etwas überfordert, vor allem, als sie dann noch vier Kinder mitnahm und sagte "They are too noisy I have to punish them myself". Ich wusste echt nicht was ich machen sollte. Sollte ich eingreifen und sagen, dass die Kinder doch gar nichts getan haben? Aber ich wusste genauso gut, dass ich ihre Autorität nicht in Frage stellen durfte, und ließ die Kinder mit einem dicken Kloß im Hals mit ihr gehen. Ob sie die Kinder wirklich geschlagen hat weiß ich nicht, aber ich hoffe einfach das beste.
Ansonsten wird es hier mit jedem Tag wärmer und ich flüchte immer wieder ins Office, weil es dort so schön kühl ist. Meine Mückenstiche und somit die Malariagefahr nehmen immer mehr zu, aber ich drück einfach mal die Daumen, dass ich so lang wie möglich verschont bleibe.
Ich lass, sobald es was neues zu berichten gibt, wieder von mir hören!

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Adventuretime!

Am letzten Sonntag ging es dann für Anne und mich nach Lusaka, da wir dort anlässlich des Tages der deutschen Einheit zu einem Empfang eingeladen waren. Um neun Uhr sind wir mit Luke und drei weiteren Freunden in einem Minibus zu unserem abenteuerlichen Trip aufgebrochen.
Draußen zog, wie schon bei unserer Busfahrt nach Kasama, eine unvergleichlich schöne unberührte Landschaft vorüber, in welcher dann plötzlich im Nirgendwo kleine Siedlungen aus wenigen Hütten auftauchten.

An einigen solcher Siedlungen hielten wir an, um die verschiedensten Früchte zu kaufen, die ich noch nie im meinem Leben gesehen, geschweige denn gegessen habe, genauso wie geröstete Raupen (wir haben uns sogar überwunden eine zu probieren!).

Eine von den sehr leckeren Früchten

Unsere geröstete Raupe


Annes Gesicht, nachdem sie die Raupe gegessen hat
Einige Stunden später hielten wir an, um uns einen atemberaubenden Wasserfall anzuschauen, bei dem wir auch direkt mal schwimmen gegangen sind.




Nach dieser Erfrischung ging es noch einige Stunden weiter, bis wir das erste mal bemerkten, dass wir Probleme mit dem Kühler hatten, weshalb wir kurze Zeit später einfach liegen blieben.
Während wir auf einen von Lukes Freunden warteten, um uns abzuschleppen, saßen wir auf der Straße unter einem wunderschönen Sternenhimmel im Schein von einigen Teelichtern und spielten Karten.
Kurze Zeit später wurden wir zu einer Farm abgeschleppt, damit Luke den Minibus da stehen lassen kann. In der Dunkelheit mussten wir unser Gepäck und die etlichen Pakete voll Kaffee umladen, die Luke von seiner Kaffeefarm nach Lusaka bringen wollte. Wir kamen uns ein wenig vor wie Drogen Kuriere, die in einer geheimen Nacht- und Nebelaktion ihre Ware umladen mussten. Von dort aus ging es zu dem Haus von Lukes Freund, wo wir erstmal in aller Ruhe eine "cup of tea" getrunken haben, bevor wir wieder alles in den neuen Minibus umladen durften. Mittlerweile war es schon halb zwölf und wir hatten noch einige Stunden Fahrt vor uns, also setzen wir uns alle wieder rein, und alle schliefen bis auf zwei von Lukes Freunden, die sich immer abwechselten ihn wachzuhalten.
Nach insgesamt 18 1/2 Stunden Fahrt, kamen wir dann am Montagmorgen um halb vier bei einem weiteren Bekannten an, und vielen total erschöpft in unsere Betten.
Am nächsten Tag machten wir uns mit Luke auf in die Stadt, da er sich für seinen Flug am nächsten Tag noch einen Pass besorgen musste (noch kurzfristiger ging es nicht!) und wir haben uns die Zeit durch Schaufensterbummelei vertrieben. Nachdem wir es aus Kasama gewohnt waren zu den wenigen Weißen der Stadt zu gehören und von allen Seiten angestarrt zu werden, waren Anne und ich wohl am meisten von der Menge an Weißen in Lusaka überrascht.
Gerade als wir uns auf den Weg zurück zur Unterkunft machen wollten fing es an zu regen! Ich bin total freudestrahlend in den Regen hinaus gerannt und konnte gar nicht fassen, dass es im Oktober regnet.
Am frühen Abend haben wir uns zum Empfang aufgemacht, zu dem Luke uns kurzfristig mit einem Sambier, der für ein Jahr in Deutschland war, begleitet hat. Der Garten der Botschaft war wunderschön geschmückt, und gerade weil es geregnet hat, hat es sich irgendwie heimisch angefühlt. Zwischen einigen Reden und mittlerweile schon ungewohntem deutschen Essen, lernten wir sowohl Botschafter vieler verschiedener Länder, als auch viele andere Weltwärts Freiwillige aus ganz Sambia kennen.
Am Dienstag nahmen wir wie einige Woche  zuvor bei unserer Ankunft in Sambia, den Bus nach Kasama, wo wir 14 Stunden später wohlbehalten ankamen. Nach unserer aufregenden Fahrt nach Lusaka, ging die Rückfahrt ungewohnt gleichgültig an uns vorüber, obwohl man sich wahrscheinlich nie an den Platzmangel gewöhnt.
Heute ist zum Glück "teachers day", weshalb wir beide frei haben und uns etwas von den Ereignissen der letzten Tage erholen können.
Ich wollte mich in diesem Zuge noch bei allen bisherigen Spendern, sowie denjenigen die mir dabei geholfen haben Spenden zu sammeln, bedanken!

Donnerstag, 22. September 2016

Gewöhnungssache

Nach inzwischen über drei Wochen, gewöhne ich mich an die Sambische Zeitrechnung, die Rufe der Menschen auf der Straße, das tägliche Essen von Nshima, die Tiere neben meinem Zimmer und die kalte Dusche (okay das war eine Lüge, an die Dusche werde ich mich wohl nie gewöhnen).
Vor meinem Zimmer wächst direkt ein Mangobaum

Natürlich wird mein Tagesablauf auch immer mehr zum gewohnten Alltag, der sich aber trotzdem jeden Tag wieder ändern kann. Zur Zeit unterrichte ich vormittags die 6. Klasse, bestehend aus ca. 11 Kinder (es hängt immer davon ab wer alles wirklich zur Schule erscheint) in den Fächern English, Social Science and Developement, Mathematics, Creative and Technology Studies und Integrated Science. Ich bin immer wieder überrascht, dass teilweise 15-jährige eine einfache Additionsaufgabe an den Fingern Abzählen, oder 5 Minuten überlegen müssen, wann sie Geburtstag haben. Das liegt daran, dass die Kinder im Tetekela meistens erst sehr spät in die Schule gekommen sind und wenn dann auch nur sehr unregelmäßig dort waren, da sie größtenteils aus ärmlichen Verhältnissen kommen, wo niemand wirklich darauf achtet, ob die Kinder in die Schule gehen, oder nicht. Nach dem Unterricht spiele ich mit den Kindern Fußball, Basketball oder eine andere Sportart die ich überhaupt nicht beherrsche, bis es dann Mittagessen gibt (Natürlich Nshima!). Die Nachmittage unterscheiden sich alle voneinander, so sind teilweise auch Nachmittags Kinder da, mit denen ich dann spiele, male oder Armbänder flechte oder aber ich gehe mit den Sisters in die Stadt um einige Besorgungen zu machen.
Die Kinder präsentieren stolz ihre Armbänder



Sonntags geht es dann selbstverständlich in die Kirche, in welcher ich auch schon im Kirchenchor mitsinge, was echt Spaß macht (nur bei den Liedern auf Bemba wird es manchmal kompliziert).
Mit reichlich Verspätung wurde nun glücklicherweise mein Laptop repariert und auch meine Sim Karte funktioniert nach etlichen Anläufen seit einigen Tagen endlich.
Da es jetzt langsam auf den Sommer zugeht, werden die Tage immer wärmer und die Nächte immer kälter, aber bis jetzt lässt sich noch alles ziemlich gut aushalten.
Am Samstag musste ich dann das erste mal, seit ich hier bin, waschen, was sich auf der Hand und mit kaltem Wasser schon als eine kleine Herausvorderung dargestellt hat, aber ich denke, dass ich mich auch daran noch gewöhnen werde.
Letzten Sonntag war ich dann nach der Kirche zum Frühstück bei Brother Dominique, einem Iren der schon seit vielen Jahren in Zambia lebt, wo es dann zur Abwechslung mal Käse gab (ich glaube ich habe Käse noch nie so sehr genossen), und wurde direkt für kommenden Sonntag wieder eingeladen.
Gestern war dann ein freier Tag, weil alle Kinder mit ihren Müttern zum kostenlosen Impfen gegen Masern und Röteln geschickt wurden.
Langsam begreife ich, dass das hier kein Urlaub ist, und ich nicht in einigen Tagen zurückreisen werde. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und auf der einen Seite fühlt es sich so an, als ob ich gerade erst Angekommen bin und noch so viel vor mir hab, aber auf der anderen Seite ist es gleichzeitig, als ob ich schon seit einer Ewigkeit hier bin, und schon seit Monaten mit den Sisters zusammenlebe und die Kinder unterrichte.
Ich habe in dieser kurzen Zeit schon so viele unbeschreibliche Eindrücke gesammelt, dass ich teilweise garnicht weiß wo ich anfangen und aufhören soll zu erzählen.
Ich freue mich schon auf die kommenden Monate und vor allem die Erfahrungen die ich mit Sicherheit sammeln werde.

Samstag, 10. September 2016

Angekommen!

Nachdem die Wahlen nun vorrüber waren, konnten Anne und ich auch endlich rausgehen. Es war ein unglaublich komisches Gefühl von allen angestarrt und "Muzungu" (das bedeutet "Weißer/Weiße" auf Bemba) genannt zu werden. Dazu kam noch, dass die Leute einen total angestrahlt und mit einem auf Bemba reden wollten,sobald man sie in ihrer Sprache gegrüßt hat. Die geteerten Straßen sind alle von weiten Feldern, oder, wenn man in eine kleine Siedlung kommt, von kleinen Hütten gesäumt. Alle Wege sind, insbesondere wenn man in die Nebenstraßen geht, mit einer dicken Schicht an Sand und rötlichem Staub bedeckt (der im übrigen mittlerweile auch auf fast allen Kleidungsstücken ist).




Vor ein paar Tagen haben wir dann den ersten Stromausfall miterlebt, woraufhin wir nochmal herzlich in Sambia willkommen geheißen wurden. Außerdem haben wir nun nach und nach immer mehr Nshima gegessen, und ich gewöhne mich auch mittlerweile daran, es mit den Händen zu essen.




Heute ging es dann für mich in das Tetekela DayCare Center, mein Projekt für ein Jahr. Ich wurde hier unglaublich freundlich begrüßt und sofort zu einer "cup of tea" in das Haus der Sisters gebracht, die sich jedoch als Kaffee herausstellte, der hier anscheinend von meinen Sisters zu jeder Tages und Nachtzeit getrunken wird. Morgen früh um sieben Uhr geht es dann für mich in die Kirche, worauf ich auch schon sehr gespannt bin.

Freitag, 2. September 2016

Mwashibukeeni mukwai!

Nach etlichen Flugstunden, unglaublich vielen neuen Eindrücken, drei Heiratsanträgen und dreizehn Stunden Busfahrt, sind wir am Donnerstagmorgen in Lusaka angekommen. Bereits am Busbahnhof in Lusaka, wurden wir von dem Treiben der Menschen überrascht. Die eine Hälfte wartete im Schatten darauf, dass ihr Bus, nach teilweise über einer Stunde Verspätung eintraf (was natürlich nach sambischer Zeit immer noch vollkommen pünktlich ist!), während die anderen versuchten ihre Ware zu verkaufen. Diese bestand größtenteils aus Getränken, Kopfhörern, Obst, Sonnenbrillen und Powerbanks, welche wie selbstverständlich von vielen auf den Köpfen transportiert wurde. Auf der Busfahrt konnten wir schon eine unvergleichlich schöne Landschaft beobachten, die sich bis zum Horizont erstreckte, welcher nur von einzelnen Bäumen durchbrochen wurde. An sich ist hier alles ziemlich flach bebaut, und sowohl die Umgebung, als auch die Luft ist sehr trocken. Bei der Ankunft in Kasama, wurden wir von den Lauten Rufen der Taxifahrer begrüßt, die lieber dreimal als einmal fragten, ob man denn auch wirklich kein Taxi benötigen würde. Mittlerweile haben wir unseren ersten Bemba Unterricht hinter uns, und das erste mal Nshima gegessen, ein Maisbrei der so ziemlich nach nichts schmeckt, aber trotzdem total lecker ist. Zur Zeit können wir leider noch nicht alleine raus gehen, da die endgültigen Wahlergebnisse noch nicht bekannt gegeben wurden, und es daher zu Unruhen kommen könnte. Bis jetzt kann ich mir noch nicht wirklich vorstellen, ein Jahr hier zu bleiben, aber ich denke, dass sich das noch ändern wird, sobald wir erstmal in unseren Projekten sind.

Dienstag, 23. August 2016

Countdown

...10...9...8...7...6...
Nur noch 6 Tage, dann mache ich mich auf nach Sambia. Langsam fange ich auch an zu begreifen, dass ich mich nun tatsächlich ein Jahr lang ins Unbekannte stürzen werde.
Die letzten Besorgungen wurden gemacht, ich hab endlich alle Dokumente zusammen, der Koffer wurde so gut wie fertig gepackt und meine Abschiedsfeier steht vor der Tür. Eigentlich könnte ich schon in den Flieger steigen. Aber bin ich denn auch bereit dafür?
Bin ich bereit mein bisheriges Leben hinter mir zu lassen? Bin ich bereit mich von meiner Familie und meinen Freunden zu verabschieden? Und bin ich bereit mich mit mir selbst auseinanderzusetzen?
Wenn ich diese Fragen ehrlich beantworte, lautet die Antwort wahrscheinlich nein. Natürlich wäre es einfacher hier zu bleiben und wieder in den gewohnten Alltag zurückzukehren. Aber hatte ich es denn nicht die letzten 18 Jahre lang einfach?
Im Endeffekt wird meine Neugierde siegen und ich werde mich am Montagabend mit Anne in das Flugzeug setzen. Ich werde ein unvergessliches Jahr erleben, egal ob ich nach einem Jahr sage, dass es positiv oder negativ war, ich werde es in Erinnerung behalten. Und sollte ich dann nicht versuchen diese Erlebnisse so mitzugestalten, dass ich mit Freude daran zurückdenke? Genau das, setze ich mir hiermit als Ziel.
Ich möchte so viele Erinnerungen wie möglich sammeln. Ich möchte mich selbst in diesem Jahr neu kennen lernen. Und ich möchte meine Arme ausbreiten und alles aus diesem Jahr mitnehmen, was ich nur kann.